WiYou 05/2013 - Forum Berufsstart - page 16

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2013
Fotos: Manuela Müller
Titel
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sonderen Anlässen, wie Schuleinführungen und Jugendweihen haben wir
mit solchen ‚Sonderwünschen’ alle Hände voll zu tun. Da kommen wir
schnell über unseren Durchschnitt von 50 bis einhundert Cupcakes am
Tag.“ Gut, dass die beiden ein eingespieltes Team sind. „Wir arbeiten zwar
immer zusammen, haben aber trotzdem verschiedene Aufgaben. Ich
kümmere mich zum Beispiel um die Rezepte, backe die Teigrohlinge und
stelle die Creme her. Jessika managt Verkauf und Buchhaltung. Und sie
übernimmt die aufwendige Dekoration der Cupcakes. Sie färbt und formt
die kunstvollen Verzierungen aus Marzipan. Minischafe, Zuckertüten,
Comicfiguren – Das ist eine echte Fummelei, mir fehlt dazu die Geduld,
aber Jessika macht das super und kann fast alle Kundenwünsche umset­
zen.“
Der Laden „läuft“ jetzt seit fast zwei Jahren.
„Wir können fast davon le­
ben. Direkt in der Stadtmitte würden wir sicher mehr Kundschaft haben,
aber ich bin dennoch sehr zuversichtlich, denn es geht stetig weiter nach
oben.“ Im Nachhinein hätte Astrid allerdings von Beginn an mehr in die
Werbung investiert. „Das unterschätzt man. Ebenso, wie den Mangel an
Freizeit. Ich wusste vorher, dass ein eigener Laden viel Zeit kosten würde,
aber mir war nicht klar, wie sehr einen das wirklich einschränkt. Man hofft
natürlich, irgendwann so erfolgreich zu sein, dass man wieder ein biss­
chen kürzer treten kann. Aber ich bereue den Schritt in die Selbst­
ständigkeit nicht. Wenn man eine Idee hat und daran glaubt, dass es funk­
tionieren kann, sollte man es auf jeden Fall probieren.“ (mü)
Zwei Freundinnen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Cupcakes verdienen wollen – nette Idee, kennst du schon aus dem Fernsehen. Wobei, so
richtig funktioniert es bei den US­amerikanischen TV­Bäckerinnen „2 Broke Girls“ ja eigentlich nicht. Von Astrid und Jessika aus Erfurt könnten sich die Serien­
Mehlheldinnen jedenfalls noch eine Menge abschauen, wenn sie mal reinschauen, in den ersten Thüringer Cupcakeshop.
Two Cupcakegirls
Jessika und Astrid kennen sich schon seit der Schule.
Beide haben in
Erfurt studiert. „Die Idee, irgendwann mal ein eigenes Cafe aufzumachen,
geisterte zwar schon immer mal durch unsere Köpfe, war aber nie so rich­
tig ausgereift“, erzählt Astrid. Bis zum Juli 2011 in Edinburgh, dort biss sie
in einen Cupcake. „Der war ehrlich gesagt nicht besonders gut. Ich habe
selbst schon immer gern gebacken und dachte mir, das kann ich bestimmt
besser.“ Zurück in Deutschland folgte ein Brainstorming mit Jessika und
am Ende stand fest: „Wir machen unseren eigenen Cupcakeladen auf. Das
ging dann alles richtig schnell, schon im August unterschrieben wir den
Mietvertrag. Wir waren beide nicht vom Fach und mussten uns durch ei­
nen riesigen Berg an Bestimmungen und gesetzlichen Auflagen arbeiten.
Da war ich manchmal nah am Rande der Verzweiflung. Aber wenn man
ein Ziel hat, kämpft man sich da durch.“ Quasi nebenbei haben die zwei
dann auch den Malerpinsel geschwungen und renoviert. „Wir haben alles
selbst gemacht und konnten auch die Ausstattung ohne Kredit bezahlen.
Die größten Anschaffungen waren Ofen, Kühlschrank und ­theke,
Kaffeemaschine und Kasse. Die Kosten dafür hielten sich zum Glück in
Grenzen.“ Im Dezember 2011 ging dann der erste verkaufte Cupecake
über die Ladentheke – ein Double­Chocolate. „Den hat übrigens ein Mann
gekauft. Cupcakes sind längst keine reine Frauensache. Unsere Kund­
schaft ist bunt gemischt, und inzwischen haben wir auch Stammkunden,
die immer wieder kommen und oft auch größere Bestellungen aufgeben.“
Bei Astrid und Jessika kann sich nämlich jeder auch sein ganz individuelles
Kalorienbömbchen backen lassen. „Gerade zu den Feiertagen und zu be­
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