WiYou 05/2013 - Forum Berufsstart - page 15

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2013
Foto: privat
Titel
15
Ernährungs­
berater
(m/w)
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
„Gemüse ist gut, Süßigkeiten sind böse – nein, ganz so einfach ist das leider
nicht“, erklärt Stefanie.
Grundsätzlich gäbe es nämlich keine Lebensmittel,
die man nicht essen dürfe – es sei eher eine Frage der Menge und der persön­
lichen Voraussetzungen. „Meine Aufgabe ist es nicht, allgemeine Ernährungs­
regeln aufzustellen, sondern für jeden Einzelnen, der zu mir kommt, eine pas­
sende Ernährungsrichtlinie zu finden. Wer zum Beispiel Übergewicht hat,
muss auf ganz andere Dinge achten, als jemand, der an einer Stoffwechsel­
krankheit oder Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet.“ Deshalb gibt es in
Stefanies Praxis immer erst einmal ein Vorgespräch: „Ich frage, warum man
die Beratung aufgesucht hat und verschaffe mir einen Einblick in die Ess­ und
Lebensgewohnheiten. Je nach Bedarf messe ich auch die Körperzusammen­
setzung und sehe mir medizinische Unterlagen an.“ Gemeinsam mit dem
Patienten wertet Stefanie alle Informationen aus und formuliert ein individu­
elles Ziel. Dann beginnt die eigentliche Therapie, die Stefanie leitet, begleitet
und überwacht. „Ich arbeite dabei mit Ärzten und Therapeuten zusammen.
Das ist gerade bei Patienten mit Essstörungen sehr wichtig, denn ich bin keine
Psychologin. Oft denken die Leute auch, es gehe bei der Ernährungsberatung
nur um das Gewicht. Aber ich berate beispielsweise auch zur Vorbeugung
oder zu besonderen Lebensumständen, wie Schwangerschaft und Stillzeit.
Außerdem lassen sich auch viele Krankheitsverläufe durch eine gezielte Er­
nährung positiv beeinflussen.“
Das heißt jedoch auch, dass Stefanie eine ganze Menge Hintergrundwissen
mitbringen muss.
Sie hat nach der Schule Ökotrophologie studiert – ein
Wenn du nicht aufisst, scheint morgen keine Sonne. Eine der ersten Ernährungsratschläge, mit denen man als Kind in Berührung kommt. Es folgen in der Regel:
Quark macht stark, Schokolade ist gut gegen Zähne und mit Ananas zur Traumfigur. Inwieweit das wirklich mit besser – im Sinne von gesünder – essen zu tun
hat, ist sicher umstritten. Fest steht aber, dass viele Menschen auf eine fachgerechte Beratung in Sachen Ernährung angewiesen sind und dann irgendwann
in der Praxis von Stefanie sitzen.
Hier isst du richtig
Studiengang, der sich mit Haushalts­ und Ernährungswissenschaften beschäf­
tigt. Das beinhaltet auch Ökonomie und Betriebswirtschaftslehre. „Ich habe
mich von Anfang an mehr für die Ernährung und die medizinischen Aspekte
interessiert. Und, als ehemalige Leistungsschwimmerin, auch für die Zusam­
menhänge zwischen Sport und Ernährung.“ Mit dem Bachelor­Abschluss hätte
Stefanie schon in den Beruf einsteigen können, „aber das hat mir irgendwie
noch nicht gereicht“, also schloss sie noch den Masterstudiengang Ernäh­
rungswissenschaften an. „Da so ein Studium sehr theoretisch ist, habe ich ne­
benbei schon in einer Ernährungsberatungsstelle gearbeitet. Das hätte ich mir
auch für die Zukunft vorstellen können.“
Stefanie bewarb sich in verschiedenen Reha­Kliniken,
„aber das klappte lei­
der nicht, also dachte ich mir, warum nicht gleich den großen Schritt wagen
und selbstständig in einer eigenen Praxis arbeiten.“ Das erforderte einiges an
Vorbereitung. Sie brauchte eine Businessplan und eine Bank, die bei der
Finanzierung half. Dann einen Standort, sowie passende Räume und die
Grundausstattung. „Ich habe meine Praxis 2011 eröffnet. Davon leben konnte
ich aber nicht von Anfang an, deshalb habe ich mir zusätzlich eine Stelle als
Honorardozentin an einer Berufsschule gesucht und unterrichte dort Biologie
und Ernährungslehre. Aber die Arbeit mit den Patienten und Klienten, das sind
Menschen, die keine Therapie brauchen, sondern ‚nur’ Beratung suchen,
macht mir einfach mehr Spaß.“ Und dann gibt es ja noch den Sport. „Mein
langfristiges Ziel ist es, irgendwann als Ernährungsberaterin im Leistungssport
zu arbeiten.“ (mü)
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