WiYou 05/2013 - Forum Berufsstart - page 34

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2013
Foto: Manuela Müller
Schwerpunkt
34
Mit Maschinenwerkzeugen Werkzeuge herstellen, mit denen Maschinen
dann etwas herstellen.
Klingt erstmal kompliziert, ist aber eigentlich ganz ein­
fach: „Ich baue hier bei EJOT Werkzeuge für Maschinen, mit denen dann
Schrauben hergestellt werden“, erklärt der angehende Werkzeugmechaniker
19­jährige Florian.
Das Rohmaterial für die EJOT­Schrauben, also Stahl, Edelstahl, Messing oder
Aluminium wird als Draht angeliefert.
Der kommt auf riesigen Trommeln am
Stück aufgerollt und muss dann geformt und gekürzt werden. Dafür werden
sogenannte Umform­ und Schneidwerkzeuge gebraucht. Die heißen so, weil
sie eben tatsächlich die Form der Werkstoffe verändern beziehungsweise sie
zerschneiden. Und zwar auf den tausendstel Millimeter genau. Hat eines der
Werkzeuge, welches den Draht bearbeitet, zum Beispiel eine ungewollt gebo­
gene Klinge, würde dieser nicht mehr exakt gekürzt und die Schraube später
die Qualitätskontrolle nicht bestehen. Das heißt, auch Florian muss ganz ge­
nau arbeiten und sich streng an die vorgegeben Pläne und Maße halten, wenn
er eben diese Werkzeuge herstellt, Einzelteile montiert und in die jeweiligen
Maschinen einbaut. „Wenn ich alles fertig habe, starte ich erstmal einen
Probedurchlauf, um zu kontrollieren, ob ich alles richtig eingestellt habe, die
Werkzeuge einwandfrei arbeiten und die Schrauben am Ende die gewünsch­
ten Maße haben – nur dann kann die Maschine für die Produktion in Betrieb
genommen werden.“
Natürlich nutzen sich die Werkzeuge mit der Zeit auch ab.
Die Anlagenführer
kontrollieren deshalb ständig die Produktionslinie und messen stichproben­
artig Schrauben nach. Stellen sie Abweichungen fest, wird wieder Florian ge­
rufen. Denn es gehört auch zu seinen Aufgaben, Werkzeuge zu reparieren
oder zum Beispiel nachzuschleifen. „Das sieht für Außenstehende vielleicht
langweilig aus, aber mir macht es richtig Spaß. Auf der Suche nach einem
Ausbildungsberuf kam ich damals nach meinem Realschulabschluss über
Freunde auf den Beruf des Werkzeugmechanikers. Was sie mir darüber er­
zählten, gefiel mir richtig gut. Also hab ich mir einen Betrieb gesucht, der in
diesem Bereich ausbildet und bin schließlich bei EJOT fündig geworden. Ich
hab mich dann einfach beworben.“
Das ist jetzt über zwei Jahre her – eineinhalb hat Florian jetzt noch vor sich.
„Nachdem ich das erste Jahr nur in der überbetrieblichen Ausbildungsstätte
in Gotha war, bin ich jetzt auch schon richtigen in der Produktion beschäftigt.“
Florian steht heute zum Beispiel an einer Schleifmaschine und baut einen
Messtisch für die hauseigene Qualitätskontrolle. „Man muss hier eben sein
Handwerk beherrschen. Sägen, bohren, fräsen, schleifen und drehen gehören
zu den Grundfertigkeiten eines Werkzeugmechaniker. Deshalb fängt man in
der Ausbildung auch damit an. Dazu lernt man die verschiedenen Werkzeuge,
ihren Aufbau und ihre Funktion kennen und beschäftigt sich unter anderem
mit Hydraulik, Pneumatik oder der Programmierung von CNC­ beziehungswei­
se CAD­Programmen. Ob man dann später damit arbeitet, hängt davon ab,
wo man eingesetzt wird. Es schadet aber nicht, ein bisschen technisches
Verständnis mitzubringen,“ erklärt Florian. (mü)
Um aus einem Stück Metall eine Schraube herzustellen, braucht man Werkzeuge, eine Fräse zum Beispiel. Möchte man sehr viele Schrauben produzieren, also
industriell in Serie, kommt man dabei allein mit menschlicher Kraft nicht mehr weit. Man braucht also eine Maschine. Die sorgt für den Antrieb der Werkzeuge,
welche dann als eine Art „Hardware“ eingespannt werden. Aber auch die müssen ja erstmal irgendwo herkommen.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Werkzeugmechaniker stellen Druck­, Spritzguss­,
Stanz­ und Umformwerkzeuge, Press­ und Präge­
formen her und fertigen Metall­ oder Kunststoff­
teile sowie chirurgische Instrumente an.
Dauer 3,5 Jahre
Voraussetzungen: handwerkliches Geschick,
technisches Verständnis, gutes räumliches Vor­
stellungsvermögen, guten Noten in Mathe und
Physik
Chancen: Nach der Ausbildung kann ein
Teil­ oder Vollzeitstudium zum Techniker
angeschlossen oder die Weiterbildung
zum Meister begonnen werden.
Werkzeug­
mechaniker
(m/w)
Der Werkzeugerzeuger
1...,24,25,26,27,28,29,30,31,32,33 35,36,37,38,39,40,41,42,43,44,...56
Powered by FlippingBook