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WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2013
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wann und wie lange welche Pizzasorte hergestellt werden soll.
Unterschiede gibt es dabei nicht nur im Belag, sondern auch beim
Boden. Ob klassische Steinofenpizza all'Italiana, Pizza American­Style,
Minipizzen oder die Rohteigpizza, die gar nicht vorgebacken wird und
deshalb einen extra Transportteller benötigt – eines ist bei allen TK­
Pizzen gleich: Sind sie fertig belegt, kommen sie in den Froster. Und zwar
für 52 Minuten bei minus 30 Grad. Die durchgängig ausreichend gekühl­
ten runden Pizzen fahren weiter in die Folienverpackung und schließlich
ab in die – eckige – Faltschachtel. Dann geht es ein letztes Mal an einem
Metalldetektor vorbei und das Mindesthaltbarkeitsdatum wird aufge­
druckt. Das hängt nicht nur vom Datum der Herstellung ab, sondern
auch von den jeweiligen Zutaten. Die Pizza Hawaii, die hier heute vom
Band in die Endverpackung und dann ins Lager rollt, hat ein
Mindesthaltbarkeitsdatum bis zum 26.6.2014. Also noch gut neun
Monate. Die meisten TK­Pizzen landen aber lange vor Ablauf ihrer
Mindesthaltbarkeitszeit auf dem Teller – weit über 800 Millionen wur­
den allein letztes Jahr verspeist. Das sind im Durchschnitt zehn Pizzen
pro Kopf – beziehungsweise Magen. „Im Tiefkühlfach wühlen, Packung
rausangeln, aufreißen, Folie entfernen, Backofen anstellen, reinschie­
ben, Minuten zählen und dann schmecken lassen“ ist eben wirklich ein
echter Volkssport! (mü)
Pizzen oder Pizzas?
Duden sagt:
Schmeckt beides!
Salami kaum auffallen würde: Gewürze, Pulpe, Hefe, Salami, Käse – al­
les, was auf eine Pizza kommt, gibt es hier nicht in Maßen, sondern in
Massen: Allein 130.000 Kilogramm Mehl, 55.000 Kilogramm Käse und
100.000 Kilogramm Sauce werden hier in 24 Stunden benötigt. Alles
was angeliefert wird, landet erst einmal unter den strengen Augen der
Qualitätskontrolle. Dabei reicht es nicht, mal ein Stück Käse zu kosten
oder am Schinken zu riechen. Eine
Lebensmittellaborantin
misst die
Temperatur, das ist besonders bei den leicht verderblichen Waren sehr
wichtig, untersucht chemische Zusammensetzungen und die Qualität.
Nur wenn die Ware einwandfrei ist, kommt sie ins Lager. Und das ist
groß, sehr groß. Allein der Käse füllt reihenweise meterhohe Regale –
reicht allerdings nur wenige Tage, denn pro Stunde wird eine ganze
Palette verarbeitet – jede Menge Arbeit für die
Fachkräfte für
Lagerlogistik
, die hier den Überblick behalten müssen.
Insgesamt wird im Werk auf fünf verschiedenen Anlagen, die sich in
Aufbau und Bedienung unterscheiden, produziert.
Teilweise laufen sie
komplett automatisch, an anderen sind die fleißigen Hände der
Fachkräfte für Lebensmitteltechnik
gefragt. Diese sind dabei nicht nur
für die Lebensmittel sondern auch für die Steuerung der Maschinen und
Anlagen zuständig. Wenn da mal irgendwo eine Schraube locker ist,
müssen sie aber nicht selbst Hand oder Werkzeug anlegen. Dafür sind
überall im Werk die
Mechatroniker
unterwegs. Sie halten die
Maschinen und Anlagen instand und warten sie.
Zurück zur Pizza.
Die Grundlage ist nicht nur sprichwörtlich der Teig.
Deshalb werden zunächst Mehl, Wasser, Hefe und Salz verknetet. Dann
darf sich die zähe Masse erstmal ein bisschen ausruhen und – dank der
Hefe – über sich hinauswachsen. Ist sie genug „gegangen“, wird sie auf
ein Förderband gekippt, mit großen Walzen platt gemacht und in die
pizzatypisch runden Formen gebracht. Die so entstehenden Teigrohlinge
fahren weiter in einen Ofen, aus dem sie – je nach Sorte – nach 1,5 bis
15 Minuten als duftende, leicht gebräunte Pizzaböden wieder heraus­
kommen. Und warm sind sie. So warm, dass sie maschinell abgekühlt
werden müssen, bevor sie weiterfahren in die Belegung. Das dauert im
Kühler nur etwa 30 Minuten.
Die Pizzen passieren auf allen ihren Wegen regelmäßig Kameras, die
die Produktionslinie ständig überwachen.
An den Förderbändern sind
zudem Sensoren angebracht, die zum Beispiel dafür sorgen, dass die
Pizzaböden auf dem Band automatisch in Reih und Glied angeordnet
werden, bevor sie die klassische Tomatensoßengrundierung bekom­
men. Für die wird die Pulpe, eine breiige Tomatenmasse, in der hausei­
genen Soßenküche verarbeitet, über Rohrleitungen zu den Anlagen
transportiert und durch viele kleine Düsen gleichmäßig auf die
Pizzaböden verteilt. Je nachdem, was für eine Pizza es am Ende werden
soll, fällt dann anschließend der Belag aus, oder besser: drauf. Denn die
Böden fahren auf dem Förderband durch die sogenannten Streuer, die
mit allem befüllt werden können, was man gern auf einer Pizza hätte.
Für eine Pizza Hawaii beispielsweise lassen sie gleichmäßig Schinken­
und Ananasstücke auf das Band rieseln.
Dann noch eine ordentliche
Portion Käse, bevor die Gewürze den Belag perfekt machen. Übrigens:
So produktiv eine Anlage ist, so unflexibel ist sie auch. Auf jeder kann
immer nur eine Pizzasorte produziert werden. Vor einemWechsel müs­
sen alle Maschinen angehalten, gereinigt und neu befüllt werden. Das
dauert gut eineinhalb Stunden. Es muss also sehr gut geplant werden,
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Erst der Teig ...
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dann die Tomatensoße ...
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und zum Schluss viel Käse.
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